Anforderungsmanagement
Ein gutes Anforderungsmanagement ist die Basis für erfolgreiche Projekte und Produktentwicklungen. Im Zuge einer Planung und Durchführung von Projekten oder einer Entwicklung von Produkten oder Dienstleistungen kommen oftmals verschiedene Fragen auf:
- Was möchten wir während des Projekts oder der Entwicklung erreichen?
- Welche Anforderungen – sprich Fähigkeiten und Eigenschaften – werden vorausgesetzt?
- Wie lassen sich diese Anforderungen spezifizieren und verwalten?
Das Anforderungsmanagement liefert alle Antworten auf diese Fragen. In diesem Beitrag, erklären wir Ihnen, was das Anforderungsmanagement im Detail ist und geben Ihnen weitere Informationen zum Thema.
Inhaltsverzeichnis:
- Definition: Was ist Anforderungsmanagement?
- Warum ist Anforderungsmanagement sinnvoll?
- Wie funktioniert Anforderungsmanagement?
- Funktionale vs. nicht funktionale Anforderung
- Unterschiede des Anforderungsmanagements im klassischen und agilen Projektumfeld
- Tipps: Anforderungen sinnvoll formulieren
- Anforderungsmanagement Weiterbildungen
- Download: Praxiswissen Anforderungsmanagement
Definition: Was ist Anforderungsmanagement?
Anforderungsmanagement (auch Requirements Engineering) ist ein wesentlicher Bestandteil des Projektmanagements. Es umfasst alle Aktivitäten, die erforderlich sind, um die Anforderungen an ein Produkt, einen Service oder ein System zu verstehen, zu dokumentieren und gegebenenfalls zu ändern. Die Ziel des Anforderungsmanagement ist es, die Erwartungen der Kunden oder Stakeholder an das Produkt sicherzustellen und so den Projekterfolg zu gewährleisten.
Anforderungsmanagement wird vor allem, aber nicht ausschließlich, in Projekten im Bereich IT und Kundenmanagement genutzt, um von vornherein Fehler durch Misskommunikation und/oder Fehlinterpretationen von Umsetzungsaufträgen vorzubeugen. So ist das Vorgehen etwa ein formaler Ansatz zur Sammlung, Analyse, Modellierung und Kommunikation von Anforderungen in einem Software- oder Systementwicklungsprozess. Anforderungsmanagement lässt sich sowohl im agilen Projektmanagement (Bspw: SCRUM) aber auch im klassischen Wasserfall-Modell anwenden, wobei hier unterschiedliche Herangehensweisen bestehen. Detaillierte Information zum Requirements Engineering finden Sie in unserer Broschüre: BRO - Praxiswissen Anforderungsmanagement (1570 Downloads)
Warum ist Anforderungsmanagement sinnvoll?
Viele Projekte scheitern, weil die Erwartungen und Anforderungen an das Projekt nicht klar formuliert wurden. Oft wird auch nicht überprüft, ob sich die Anforderungen im Laufe des Projekts noch geändert haben. Durch ein gutes Anforderungsmanagement kann man Probleme von vornherein vermeiden. Requirements Engingeering soll außerdem dabei helfen, die Qualität des Endproduktes zu steigern – indem sichergestellt wird, dass alle relevanten Teams oder Abteilungen ihre Wünsche und Ziele einbringen können.
Das Anforderungsmanagement hat zudem Vorteile, die sich außerhalb des Projektmanagements zeigen: Auch für das Stakeholdermanagement bietet es immense Vorteile. Durch stark unterschiedliche Kommunikationsbedürfnisse involvierter Stakeholder in einem Projekt, bietet Anforderungsmanagement eine Lösung, komplex formulierte Vorgaben auf Management-Ebene zu durchdringen, den konkreten Handlungsbedarf daraus abzuleiten und für alle weiteren Beteiligten verständlich zu machen. Dadurch vereinheitlicht man das Verständnis des Projektauftrages und führt dazu, dass ein Erwartungsabgleich zwischen den Vorgaben des Projektauftraggebers bis hin zum Umsetzer gefördert wird.
Durch die Anwendung von Anforderungsmanagement verhindert man auf der einen Seite, dass es bei umzusetzenden Aufgaben zu Misskommunikation oder falschen Umsetzungen kommt, auf der anderen Seite ist es auch ein wertvolles Mittel, um Ressourcen entsprechend einzuschätzen und zu verteilen. Dabei werden Bedarfe aufgedeckt, die für eine erfolgreiche Umsetzung eines Projektes notwendig und sinnvoll sind. Diese haben somit auch einen wirtschaftlichen Planungs-Benefit und führen zu einer Effizienzsteigerung in der gemeinsamen Zusammenarbeit der Projektmitglieder und Umsetzer.
Gerade durch die Erfahrung in Software-Einführungsprojekten im CRM– und Kampagnenmanagementumfeld gewinnt Anforderungsmanagement an immer mehr Bedeutung und wird in der Praxis regelmäßig eingesetzt.
Wie funktioniert Anforderungsmanagement?
Beim Anforderungsmanagement werden, wie bereits zuvor erwähnt, Interessen von Stakeholdern an ein Projekt bzw. ein System gestellt. Der Prozess läuft in mehreren Schritten ab:
Erfassung der Anforderungen
Die erste Aufgabe des Anforderungsmanagements ist es, die Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden, Stakeholder und Nutzer zu ermitteln. Dies kann mittels etablierter Marktforschungsmethoden wie beispielsweise wie Interviews, Umfragen, Workshops oder Beobachtung erfolgen. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Anforderungserhebung ein.
Analyse der Anforderungen und Dokumentation
Nachdem die Anforderungen ermittelt wurden, müssen sie analysiert werden, um sicherzustellen, dass sie klar und vollständig sind. In diesem Schritt wird auch überprüft, ob die Anforderungen mit den Zielen des Unternehmens oder Produkts in Einklang stehen. Aus den gesammelten Anforderungserhebungen wird dann gemeinsam mit dem Stakeholder eine entsprechende Anforderungsdokumentation erstellt, die in Form eines Lasten- und Pflichtenheftes als Grundlage für das Projekt entsteht.
Verwaltung der Anforderungen
Nachdem die Anforderungen ermittelt und analysiert wurden, müssen sie verwaltet werden. Diese Anforderungsdokumentation gilt es im weiteren Projektverlauf zu pflegen und entsprechende Änderungen per Change Log zu erfassen. Dies beinhaltet das Erstellen einer Datenbank oder eines Repositories für die Anforderungen sowie das Erstellen von Prozessen für deren Änderungs-, Versions- und Freigabemanagement.
Kommunikation der Anforderungen
Die letzte Aufgabe des Anforderungsmanagements ist es, die ermittelten und analysierten Anforderungen an alle relevanten Stakeholder zu kommunizieren. Dies kann in Form eines requirements documents (RD), eines functional specifications (FS) oder einer prototype documentation (PD) geschehen. Darüber hinaus bietet es sich an, etablierte Prozessvisualisierungen wie bspw. UML-Diagramme (Unified Modeling Language) zu verwenden, um Projektbeteiligten die Möglichkeit zu geben, Änderungen und Anforderungen visuell und schnell zu erfassen und umzusetzen, ohne sich lange Dokumentationen in Form von Fließtexten oder ähnlichem anschauen zu müssen. UML-Diagramme bieten dabei eine vereinfachte Darstellung anhand von Modellen, die für Abhängigkeiten und Zusammenhänge von Systemen und Schnittstellen auf struktureller, als auch auf verhaltensabhängiger Ebene genutzt werden können.
Funktionale vs. nicht funktioniale Anforderung
Eine funktionale Anforderung beschreibt, was das System als Output generieren soll. Hierbei soll durch die Aufgabenstellung klar werden, was das System am Ende als Resultat liefern soll.
Beispiel einer funktionalen Anforderung: Das System soll nach dem Speichern der Daten ein Fenster anzeigen, welches den Speichervorgang als abgeschlossen anzeigt.
Im Gegenteil zu funktionales Anforderung stehen nicht-funktionale Anforderungen, welche eher darauf abzielen, wie ein System dies tun soll. Es beeinträchtigt also nicht das Resultat, sondern gibt vor, wie das System es lösen soll.
Beispiel einer nicht funktionalen Anforderung: Das System soll eine Ladezeit von 0,5 Sek nicht überschreiten.
Somit liegt eine Differenzierung zwischen dem, was das System generieren soll und etwaigen Einschränkungen, Umweltfaktoren wie Effizienz, Usability, etc. vor.
Unterschiede des Anforderungsmanagements im klassischen und agilen Projektumfeld
Klassisches Projektmanagement
Im klassischen Projektmanagement (Waterfall-Modell) ist es in der Regel so, dass die Anforderung sehr konkret und isoliert umgesetzt werden soll und im weiteren Projektverlauf keine Änderung der Anforderung mehr stattfindet. Der Detaillierungsgrad der formulierten Anforderung ist hier sehr hoch und lässt möglichst keinen Raum für Interpretationen seitens der umsetzenden Person zu. Kommt es dennoch zu Änderungen, wird dies mit dem Gesamtkonzept des Projektes abgeglichen und geprüft. Änderungen, die umsetzbar sind, werde dann in einem Changelog dokumentiert und in der Anforderungsdokumentation erfasst.
Agiles Projektmanagement
Im agilen Projektmanagement ist bei der Erhebung der Anforderung zunächst eine grobe Dokumentation zu erfassen. Hierbei erfolgt auch eine konkrete Abgrenzung zum Out-of-Scope Bereich des Projektes. Im Folgenden wird dann durch das Team eine Methode für die Umsetzung vereinbart und die Anforderung in einzelne umzusetzende Parts in Form von bspw. User Stories und anschließend in einem Backlog erfasst. Die Anforderungen werden dann im Projektverlauf konkretisiert und verfeinert. Kernaufgabe des Requirements Engineers ist es hierbei, das Backlog immer aktuell zu halten und eng mit dem umsetzenden Projekt-Team zusammen zu arbeiten und kommunizieren.
Tipps: Anforderungen sinnvoll formulieren
Bei der Formulierung von Anforderungen geht es darum, dem umsetzenden Entwicklungsteam eine konkrete Umsetzungsanweisung zu geben, ohne dass diese durch individuelle Interpretationen beeinflusst wird. Um dies zu gewährleisten, gibt es entsprechende Satzschablonen, die nach einem konkreten Schema verfasst werden. Hierbei werden Bedingungen, Verbindlichkeiten, Art der Funktionalität, das Objekt sowie der Prozess identifiziert und in eine Satzschablone gegossen.
Zudem gibt es weitere Kriterien zu beachten, die dazu beitragen, dass eine Anforderung möglichst standardisiert formuliert wird und sodass diese nicht fehlverstanden wird.
5 Tipps zum Formulieren von Anforderungen:
- Eine Anforderung pro Satz
- Kurze Sätze
- Im Aktiv formulieren
- Keine Nominalisierungen
- Eindeutige Bedeutung anwenden
Anforderungsmanagement Weiterbildungen
Um ein möglichst einheitliches Verständnis und einen einheitlichen Umgang beim Anforderungsmanagement zu gewährleisten, wurde das International Requirements Engineering Board (IREB) gegründet. Dieses hat ein standardisiertes und offiziell anerkanntes Zertifizierungsmodell entwickelt, um Anforderungsmanagement zu betreiben, sodass es Branchen- und Unternehmensübergreifend angewendet wird. Bei CINTELLIC wird jeder Berater und jede Beraterin nach IREB geschult und zertifiziert.
Daher gibt es nur wenige erfolgreiche CINTELLIC-Projekte ohne qualitativ hochwertiges Anforderungsmanagement.
Download: Praxiswissen Anforderungsmanagement Broschüre
CINTELLIC hat eine umfassende Broschüre mit exklusivem Praxiswissen rund um das Thema Anforderungsmanagement für Sie erstellt. Lesen Sie hier nach, welche Eigenschaften Ihr System enthalten muss, sodass es einen exzellenten Business-Mehrwert für Ihr Unternehmen generiert. Sie haben darüber hinaus noch Fragen oder benötigen Unterstützung im Umsetzen von IT- und Software-Projekten? Zögern Sie bitte nicht, uns anzusprechen!
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